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„Prix Européen de Littérature“ an die griechische Dichterin Kiki Dimula verliehen

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2017-04-14 2017-04-24 14.04.2017

Normalerweise finde ich es nicht gut, wenn man Preise, die einem für sein Werk verliehen wurden, mit anderen teilt. Diesmal aber und in der schlimmen Situation, in der sich meine Heimat befindet, nehme ich diesen Preis im Namen Griechenlands an und widme es ihm vom Herzen. Ich danke Ihnen.

Mit diesen knappen Worten antwortete die große Dichterin am Samstag, den 13. März in Straßburg auf die Laudatio des Bürgermeisters der Stadt im Festsaal des „Palais du Rhin“ in einer feierlichen Zeremonie und vor zahlreichen prominenten Besuchern, aber auch einfachen literaturbegeisterten Lesern und treuen Fans Kiki Dimulas.

Der „Prix Européen de Littérature“ wird seit 2008 jedes Jahr von der Association Capitale Européenne littératures (ACEL) an einen hervorragenden Literaten eines der 47 Mitgliedsländer des Europarats verliehen, unter dessen Patronat sie steht.
Kiki Dimulas Werk, betonten die Redner, sei neben den international bekanntesten griechischen Dichtern K. Kavafis, J, Seferis, O. Elytis und J. Ritsos einzureihen. Es entspreche auf ausgezeichnete Weise dem europäischen Geist und eigne sich für den Transfer Europas von Land zu Land, indem seine leisen Töne an die „Abwesenheit“ gerichtet sind, und diene sowohl der Stille, wie auch der Würdigung tiefer Menschlichkeit in einer Zeit der Unsicherheiten und der Desorientierung. Modern, aber nicht vergänglich seien die Botschaften, die der Leser auf eine fast subtile Weise empfange, so dass er, weil sie ihn lange beschäftigen und tief nachdenklich machen, unbewusst zur eigenen Kreativität bewegt würde. Die griechische Antike in einem modernen Kleid schimmere in Dimulas Dichtung durch, während der zeitgenössische Mensch mit all seinen privaten Sorgen, aber auch mit seinen Errungenschaften, von Fall zu Fall melancholisch, ob dem Missbrauch derselben, die Hauptperson bleibe.

Kiki Dimula wurde 1931 in Athen geboren, wo sie auch heute lebt. Sie arbeitete als Bankangestellte. 1954 heiratete sie den Dichter Athos Dimulas, welcher im Jahre 1985 verstarb. 1952 trat sie erstmalig literarisch in Erscheinung. Seitdem veröffentlichte sie in den Verlagen Stigmi und Ikaros zahlreiche Gedichtbände sowie einen Band mit Kurzgeschichten. Werke von ihr wurden in neun europäische Sprachen übersetzt und mehrmals ausgezeichnet, unter anderem mit zwei Staatspreisen für Dichtung. Im Jahre 2003 wurde sie in Anerkennung ihres poetischen Werks zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Athen gewählt. Ihre Antrittsrede anlässlich der Aufnahme in die Akademie, eigentlich ein Essay über die Dichtung, erschien im gleichen Jahr in Athen unter dem Titel O filopägmon mythos (Der spielerische Mythos).

Das dichterische Werk Kiki Dimulas ist die Spannung zwischen dem Seienden und dem Nicht-Seienden, aus der sie ihre Themen Werden und Vergehen, Zeit, Verschleiß und Verlust schöpft. Kennzeichen ihrer Sprache sind dabei ihr kreativer Eigen-Sinn über Konventionen hinweg und ihre außergewöhnlichen Bilder.

Auf Deutsch erschien zunächst eine Auswahl aus ihrer Sammlung „Eine Minute zusammen“ in der Übersetzung von E. Karamountzou, Frankfurt (axel dielmann) 2001, und in den Anthologien: D. Sideri-Speck (Hrsg.), „Und ich, die nur wollte ich... Griechische Lyrikerinnen der Moderne“, Übers.: D. Sideri-Speck, Köln (Romiosini) 1993; „Unter dem Gewicht der Wörter. Griechische Lyrik der Gegenwart“, Übers.: D. Sideri-Speck, Köln (Romiosini) 1999; Danae Coulmas (Hrsg.) „Griechische Lyrik des 20. Jahrhunderts“, Übers.: D. Sideri-Speck und D. Coulmas, Frankfurt (Insel) 2001. „Der spielerische Mythos“ erschien zunächst in: Philia I, Übers.: D. Sideri-Speck, Würzburg 2005. Eine ausführlichere Anthologie aus dem Gesamtwerk der Dichterin, Auswahl und Übertragung von Dadi Sideri-Speck, erschien 2008 im Romiosini Verlag, Köln, unter dem Titel: „Plötzlich wurde ich hellhörig“

Rechtzeitig zur Verleihung des Europäischen Literaturpreises ist im Zuge einer länderübergreifenden editorischen Kooperation zwischen den Verlagen IKAROS (Athen) und ROMIOSINI (Köln) eine griechisch-deutsche Auswahl der Gedichte Kiki Dimulas, in der Übertragung ebenfalls von Dadi Sideri-Speck, erschienen unter dem doppelten Titel Πέρασα/Erlebt.

Die französische Übertragung der Sammlung Kiki Dimulas „Mein letzter Körper“ besorgte der bekannte Übersetzer mehrerer Werke der Neugriechischen Literatur aus dem Griechischen ins Französische, Michel Volkovitch, der ebenfalls mit dem Europäischen Preis für die Übersetzung gewürdigt wurde und in dessen Namen alle Übersetzer für die wertvolle Vermittlung des Kulturgutes Literatur gelobt und hervorgehoben wurden.

Hier ein kleines Juwel aus der neuesten griechisch-deutschen Ausgabe: Πέρασα/Erlebt.


Wirkung

Ein kleiner Vogel
– Speicher der Laute -
vertont
im Handteller des Morgens
die Scheu der unerfahrenen Stunde
und die Trauer meines Schlafs,
der, diese Nacht
nachdem er liegend
die endlosen Dunkel durchquerte,
zur Arena wurde
einen lustlosen Traum einübte
zur Hervorhebung deines Gesichts. 

Dieses Gesicht,
will es denn wirken
erlangt nach einem blutigen Rahmen.

 

Ανάδειξις

Μικρό πουλί
- συσσωρευτής των ήχων -
μελοποιεί
μες στην παλάμη της αυγής
την αιδώ τηςάβγαλτης ώρας,
και τη λύπη του ύπνου μου,
που, απόψε,
ύπτιος αφού αδιάβασε
μακροσκελή σκοτάδια,
στίβος έγινε,
κάποιο απρόθυμο όνειρο γύμναζε
για την ανάδειξη του προσώπου σου.

Αυτό το πρόσωπο
για να δείξει,
θέλει κορνίζα αιμάτινη.